Inzwischen finden sich immer mehr getreidefreie Produkte auf dem Markt. „Getreidefrei“ entwickelt sich zu einem Qualitätsmerkmal. Vielen Besitzern stellt sich daher die Frage, ob Getreide wirklich so schädlich ist, wie oft behauptet wird. Für diese Annahme gibt es derzeit keinerlei wissenschaftliche Grundlage.

Getreide fungiert als Energielieferant in Form von Kohlenhydraten wie auch Hirse, Reis, Kartoffel und viele andere. Diese stärkehaltigen Nährstoffe sind gut verdauliche Energiequellen und keinesfalls billiger Füllstoff. Dass nun Reis oder Kartoffel gesund, Getreide aber schädlich sein soll, ist nicht nachvollziehbar.

Häufig wird mit der ursprünglichen Ernährung des Wolfes argumentiert. Allerdings hat sich während der Domestikation („Haustierwerdung“) die Verdauung des Hundes an den Menschen angepasst und unterscheidet sich nun sichtbar von der des Wolfes. Nachgewiesenermaßen ist die Amylase, das Enzym für die Stärkeverdauung, nun bei Hunden vermehrt vorhanden. Anders als die Katze kann der Hund ein Futter mit ca. 50% Kohlenhydraten ohne Probleme verdauen. Ist der Kohlenhydratanteil zu hoch kann es jedoch zu Durchfall kommen. Umgekehrt deckt auch eine alleinige Fleischfütterung nicht den Nährstoffbedarf und ist insbesondere für ältere Hunde oder bei bestimmten Krankheiten ungeeignet.

 

Getreide – Allergieauslöser?

Vermutlich erlangt das Thema eine solche Bedeutung, da die Glutenunverträglichkeit beim Menschen eine immer größere Rolle einnimmt. Diese wurde jedoch beim Hund nicht nachgewiesen. Eine Ausnahme bildet der Irish Setter, bei dem eine erblich bedingte Glutenunverträglichkeit beschrieben wurde.  Allerdings ist eine Glutenunverträglichkeit nicht mit einer Allergie auf Getreideeiweiß gleichzusetzen. Dass der Hund eine Allergie gegen das Getreideeiweiß entwickelt, ist durchaus möglich, kommt allerdings nicht so häufig vor wie allgemein angenommen wird. Wesentlich häufiger treten Allergien gegen verschiedene Fleischeiweiße wie z.B. Rindfleisch auf (Becker, 2009).  Die Voraussetzung für eine Allergieentwicklung ist das Vorkommen der Eiweißquelle im Futter. Das gilt für Getreide gleichermaßen wie für andere Futterbestandteile. Das, was vermehrt gefüttert wird (vor allem Proteinreiches), kann am ehesten eine Allergie hervorrufen. Daher beobachtet man sogar länderspezifische Unterschiede, je nach Futtergewohnheiten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Getreidefreiheit kein Qualitätsmerkmal für eine gesunde, artgerechte Ernährung ist.