Möglichkeiten der Ernährung bei Epilepsie

Epilepsie ist eine sehr häufig auftretendes Erkrankungsbild bei Hunden (und seltener Katzen). Manche Tiere zeigen dabei „generalisierte Anfälle“, also Krämpfe mit Bewusstseinsverlust, unkontrollierten Bewegungen (oftmals Rudern und Streckkrämpfe), Urin- und Kotabsatz, sowie starkes Speicheln. Im Anschluss ist in einer „Post-iktalen Phase“ das Bewusstsein oft noch etwas getrübt, die Tiere sind noch nicht ganz wieder „da“, haben oftmals großen Hunger oder wandern unruhig zwanghaft umher. Bei manchen Tieren reduziert sich der Anfall auf auf bestimmte Muskelgruppen (beispielsweise Zuckungen im Gesicht). Gefährlich wird es, wenn sich die Anfälle stark häufen oder besonders lange andauern. Dies kann Schäden im Gehirn hinterlassen. 

Wichtig ist die Unterscheidung zwischen epileptiformen Anfällen und kardiologischen Ursachen (sogenannten Synkopen). Deshalb ist es immer hilfreich von der Situation ein Video aufzunehmen und es dem Tierarzt zu zeigen. 

Bei einem einzelnen Anfall spricht man von einem „Epileptiformen Krampfanfall“. Bleibt es bei einem einzelnen Anfall, kann dies beispielsweise auch auf eine Giftstoffaufnahme zurück zu führen sein. Die Aussage „Einmal ist keinmal“ trifft auch hier zu. Trotzdem sollte auch in diesem Fall auf Ursachenforschung gegangen werden. Ab mindestens zwei Anfällen im Abstand von 24 Stunden sollte in jedem Fall gehandelt und weitere Diagnostik durchgeführt werden (Blutuntersuchung, ggfs. Kernspintomographie, usw.). Ein Klinikaufenthalt mit stationärer Überwachung und gegebenenfalls medikamenteller Einstellung ist dabei meist unumgänglich. 

Es gibt verschiedene Gründe, die für eine Epilepsie verantwortlich sein können. Manche Rassen sind deutlich häufiger vertreten, haben also eine genetische Vorbelastung. Vor allem bei Hunden zwischen sechs Monaten und sechs Jahren, bei denen bereits betroffene Geschwistertiere/Elterntiere bekannt sind, kann häufig nach Ausschluss anderer Ursachen die Diagnose „idiopatische Epilepsie“ gestellt werden, dies bedeutet so viel wie unbekannter Ursache. Diese besteht in der Regel lebenslang, es kommt auf die Anfallshäufigkeit an ob und in welchem Umfang medikamentell therapiert wird. 

Neben der vor allem bei jungen Hunden häufig auftretenden idiopatischen Epilepsie können zudem auch angeborene anatomische Besonderheiten ursächlich sein. Auch Traumata im Zusammenhang mit Hirnblutungen oder Schädel-Hirn-Traumata können Epilepsien auslösen (sogar Jahre nach dem Trauma), sowie aufgenommene Giftstoffe oder Stoffwechselerkrankungen. Infektiöse Ursachen sollten im Zusammenhang mit Epilepsie immer ausgeschlossen werden, so können Infektionserreger wie Toxoplasmose, Leptospiren, Staupe oder bei der Katze FIP und zahlreiche andere Erreger ursächlich sein. Hirnentzündungen/Hirnhautentzündungen, Schlaganfälle oder Hirninfarkte können Krampfanfälle auslösen und zu guter Letzt muss vor allem bei älteren Patienten auch an Tumore gedacht werden. 

Vor allem bei idiopathischer Epilepsie ist die dauerhafte Pharmakotherapie natürlich auch mit Nebenwirkungen verbunden. Bei manchen Hunden kann mit Medikamenten eine Anfallsfreiheit erreicht werden, bei vielen bleibt jedoch trotzdem eine gewisse Anfallsanzahl erhalten. Für solche Fälle können Besitzern Notfallmedikamente wie beispielsweise die Diazepam Rektaltube mit an die Hand gegeben werden. Auch das Wissen um Notfallmaßnahmen bei besonders langen epileptischen Anfallen ist wichtig. Die Tiere überhitzen schnell, deshalb kann neben der Anfallsunterbrechung das Kühlen des Tieres im Notfall notwendig werden. Als Langzeittherapie werden verschiedene Medikamenkombinationen für die jeweiligen Schweregrade eingesetzt. Das anfangs meist genutzte Medikament ist Phenobarbital, was gegebenenfalls mit Kaliumbromid oder Levetiracetam ergänzt werden muss. Wichtig dabei sind regelmäßige Kontrollen des Wirkspiegels und eventuell der Organwerte im Blut.  

Ernährungsmanagement 

Das Ernährungsmanagement bei Epilepsie soll mit einer Rationsoptimierung Wechselwirkungen zwischen den Medikamenten und dem Futter ausschließen, die Nebenwirkungen der Medikamente verringern und so das Anfallsgeschehen verbessern. Es sollte beispielsweise bedacht werden, dass Phenobarbital immer gleich verabreicht wird. Wird das Medikament mit ausreichend Abstand zur Fütterung verabreicht, wird die bestmögliche Aufnahme ins Blut gewährleistet. Bei der Gabe auf nüchternen Magen bekommen jedoch viele Tiere Magenprobleme, weshalb generell eine Gabe mit Futter bevorzugt wird. Wichtig ist, das Medikament pünktlich zu verabreichen, um so den Wirkspiegel den ganzen Tag über ausreichend hoch zu halten. Manche Tiere reagieren tatsächlich bereits auf eine Verzögerung von 15 -30 min mit einem epileptischen Anfall. In solchen Fällen kann es notwendig sein, die Phenobarbitalgabe auf drei mal täglich zu erhöhen, da das Tier das Medikament besonders schnell zu verstoffwechseln scheint. Um dies festzustellen wird kurz vor der Tablettengabe der Phenobarbital-Wirkspiegel im Blut untersucht. 

Bei Kaliumbromid ist es sinnvoll, das Medikament mit Futter zu geben, um die Magenschleimhaut zu schützen, dabei jedoch unbedingt salzreiche Futtermittel vermieden werden. Ziel ist ein gleichbleibender Wirkspiegel, denn schwankende Wirkspiegel können immer Anfälle provozieren. 

Reduktion von Nebenwirkungen 

Es gibt zudem zahlreiche Erkrankungen, die die Absorption der Medikamente beeinflussen kann. Gerade Probleme mit der Bauchspeicheldrüse, wozu Tiere unter Medikation häufiger neigen können im Rahmen der Fütterung deutlich reduziert werden. Durch gut verträgliches und leicht verdauliches Futter können gastrointestinale Probleme und so Absorptionsstörungen der Medikamente umgangen werden.  

Je nach angewandtem Medikament kann Nebenwirkungen mit beispielsweise Leber- oder Nierendiäten bereits prophylaktisch entgegengewirkt werden. 

Futterzusätze 

Die Anwendung von Ernährunssupplementen zur Therapieunterstützung bei Epilepsie ist in der Humanmedizin bereits umfangreich erforscht, wobei es in der Tiermedizin an Studien leider noch mangelt. Jedoch scheint eine “Epilepsiediät” auch beim Tier eine sehr gute Wirkung zu haben und die Wahrscheinlichkeit, ein zweites Medikament ergänzen zu müssen deutlich zu reduzieren.

  • Zu wirksamen Futterzusätze zählen mittelkettige Fettsäuren (z.B. Kokosöl; antikovulsive Effekte, kognitionsfördernd) und essentielle Fettsäuren (Omega-3-Fettsäuren wurden ab einer gewissen Menge als antikonvulsiv eingestuft). Wichtig ist das richtige Verhältnis, da sich ein falsches Fettsäureprofil auch negativ auswirken kann.
  • Mariendistel-Produkte schützen die Leber vor möglichen Nebenwirkungen der Epilepsie-Medikamente, eine Wechselwirkung mit Phenobarbital wird jedoch diskutiert.
  • B-Vitamin, speziell Thiamin wirken neuroprotektiv und regulieren die Neurotransmitterproduktion
  • CBD-Öl unterstützen die Medikamente in ihrer Wirkung, können jedoch ab einer gewissen Menge toxisch wirken 

Die ketogene Fütterung

Eine ketogene Diät setzt sich aus einem gewissen Verhältnis an erhöhtem Fettgehalt und erniedrigtem Kohlenhydratanteil zusammen. Beim Menschen konnte so die Anfallshäufigkeit und Schwere von epileptischen Anfällen deutlich reduziert werden. Der daraus resultierende hohe Ketonkörperspiegel und die Fettsäuren bewirken einen antiepileptischen Effekt. Diese Diät sollte über mehrere Monate langsam eingeschlichen und der Fettgehalt nach und nach erhöht werden um Magen-Darm-Probleme zu umgehen. Zusätzlich sollten Blutwerte (Ketonkörper und Fette im Blut, sowie Organwerte) und der Wirkstoffspiegel der Medikamente regelmäßig kontrolliert werden. Auch die Bauchspeicheldrüse muss gut im Blick behalten werden, da diese durch den hohen Fettgehalt in der Ration Probleme bekommen kann. 

Eine ketogene Rationsgestaltung sollte unbedingt mit fachtierärztlicher Unterstützung erfolgen. 

Es gibt somit zahlreiche Möglichkeiten zur Therapieunterstützung bei Epilepsie, was sich gerade in der Humanmedizin schon erfolgreich etabliert hat. Da die richtige Zusammensetzung bei guter Verträglichkeit jedoch eine Gradwanderung ist, sollte eine solche Futteranpassung nur nach fachtierärztlicher Rationsberechnung stattfinden.