Eine erworbene Herzerkrankung ist eine häufig gestellt Diagnose, die mit fortschreitendem Alter mithilfe eines kardiologischen Ultraschalls gestellt wird. Kleine bis mittelgroße Hunde tendieren dazu chronische Herzklappenerkrankungen (meist Mitralklappenendokardiose) zu bekommen, während Hunde großer Rassen häufiger an Erkrankungen des Herzmuskels leiden (v.a. dilatative Kardiomyopathie). Auffällig für Sie als Besitzer sind hierbei häufig ein Husten und Würgen, Kurzatmigkeit, eine reduzierte Leistung und Belastungsintoleranz, Unruhezustände (besonders nachts) und in fortgeschrittenen Fällen sogar Ohnmachtsanfälle (Synkopen). Meist werden Herzerkrankungen aber noch vor dem Auftreten solcher Symptome vom Tierarzt durch Abhören des Herzens erkannt.

Die meisten Herzkrankheiten sind nicht heilbar, sondern schreiten mit der Zeit sogar weiter fort. Heutzutage gibt es viele Therapiemöglichkeiten mittels Medikamenten, die diätetische Unterstützung der Therapie ist aber nach wie vor ein elementarer Schritt zur Behandlung des vierbeinigen Herzpatienten.

Optimales Körpergewicht

Hunde mit chronischer Herzinsuffizienz fallen sehr häufig durch einen starken Gewichtsverlust auf, die sogenannte „kardiale Kachexie“. Im Gegensatz zu einer Abmagerung bei einem gesunden Hund (bei dem zunächst die Fettreserven angegriffen werden) verlieren Hunde mit kardialer Kachexie vor allem an Muskulatur. Dies zeigt sich in der Regel zuerst an der Muskulatur der Wirbelsäule, im Beckenbereich, über den Schulterblättern oder an den Schläfen.

Besonders trickreich ist die Erkennbarkeit einer kardialen Kachexie bei fettleibigen Hunden, die Muskulatur verlieren, aber trotzdem noch an viel Körperfett verfügen. Gerade bei diesen Hunden ist es zudem wichtig, den Fettanteil des Körpers vorsichtig zu reduzieren, um den Kreislauf und das Herz zu entlasten, dabei aber keine fettfreie Körpermasse, also Muskulatur einzubüßen.

Der Verlust an fettfreier Körpermasse ist dabei vor allem der erhöhten Produktion von Entzündungsfaktoren bei Herzerkrankungen zurückzuführen. Diese erhöhen den Energiebedarf und beeinflussen den Stoffwechsels. Langfristig bedeutet dies die Schwächung des Immunsystems und einen Verlust an Kraft und kann so über längere Zeit die Lebensdauer verkürzen.

Um dem entgegenzuwirken ist die optimale Einstellung mit Medikamenten und eine optimale Fütterung in der Lage, die Kachexie zu beheben und mittels Zusätzen (beispielsweise von Fischöl) die Entzündungsfaktoren zu hemmen.

Im Rahmen der Diätetik des Herzpatienten sind besonders folgende Punkte für die Diätetik von Bedeutung:

Entlastung des Herzens durch ein stabiles Blutvolumen

Herzerkrankungen haben häufig eine Minderdurchblutung der Organe und Gewebe zur Folge. Der Körper reagiert darauf mit dem Versuch, das Blutvolumen im Körper und damit den Blutdruck zu erhöhen. Natrium (enthalten in Salz) spielt dabei eine wichtige Rolle. Dieses wird normalerweise mit dem Urin ausgeschieden. Bei Hunden mit Herzerkrankungen ist diese Ausscheidung deutlich reduziert, was die Flüssigkeit im Körper hält. Deshalb kann sich ein reduzierter Natriumgehalt der Nahrung positiv auswirken. Die empfohlene Reduktion des Natriumgehaltes in der Nahrung hängt jedoch stark vom

Stadium der Herzerkrankung ab. Besonders menschliche Nahrung ist extrem salzhaltig und sollte deshalb nicht gefüttert werden.

Erhaltung der Elektrolytbalance

Im Rahmen der medikamentellen Herztherapie sollten die Elektrolyte im Serum regelmäßig gemessen und dann gezielt der Nahrung zugeführt werden. Vor allem der Gehalt an Kalium im Körper kann durch verschiedene Herzmedikamente stark beeinflusst werden. Zudem sollte ein ausreichender Gehalt an Magnesium in der Nahrung gesichert werden, da dieses Auswirkungen auf die Muskulatur und somit die Pumpkraft hat.

Taurin

Hierbei handelt es sich um eine „Aminosulfonsäure. Diese ist nur in tierischem Gewebe enthalten (v.a. in Gehirn, Innereien und Muskulatur) und ist für viele Körperfunktionen von grundlegender Bedeutung, beispielsweise zur Bildung von Gallensäuren, für die Netzhaut des Auges, die Herzfunktion, das Nervensystem, Immunsystem und vieles mehr. Bereits vor 40 Jahren wurde der Zusammenhang zwischen einem Mangel an Taurin und der Herzmuskelerkrankung (dilatative Kardiomyopathie) der Katze nachgewiesen. Hunde sind im Gegensatz zu Katzen generell in der Lage, Taurin selbst herzustellen. Trotzdem konnte derselbe Zusammenhang zwischen einer niedrigen Taurinkonzentration und einer Herzerkrankung in Forschungen auch bei Hunden nachgewiesen werden. So kann sich eine Taurinzufuhr positiv auf Herzerkrankungen auswirken, dabei kann das Ansprechen auf die Therapie je nach Rasse sehr unterschiedlich sein.

Arginin

Der Körper bildet aus der Aminosäure L-Arginin und Sauerstoff Stickstoffmonoxid. Bei Menschen konnte die Zufuhr von L-Arginin die Herzfunktion nachweislich verbessern. In der Tiermedizin besteht noch Forschungsbedarf, eine positive Wirkung bei Herzpatienten ist jedoch wahrscheinlich.

L-Carnitin

L-Carnitin ist eine Ammoniumverbindung und relevant für den Fettsäurestoffwechseln und die Energieproduktion des Körpers. Forschungen in der Human- sowie Tiermedizin zeigten einen Zusammenhang von Carnitinmangel und einer primären Herzmuskelerkrankung. Die Zufuhr von L-Carnitin kann vor allem bei der Dilatativen Kardiomyopathie (DCM) einen positiven Einfluss haben.

Protein

Bei der Eiweißversorgung sollten immer Leber und Nieren im Blick behalten werden, da sich Herzerkrankungen durch verminderte Organdurchblutung schädigend auf diese Organe auswirken können und zu viel Eiweiß im Futter dann vermieden werden sollte. Deshalb muss der Gehalt an Eiweiß im Futter für jedes Tier individuell abgewogen werden.

Fette

Das vor allem in Fischöl enthaltende Omega-3-Fettsäuren, sowie EPA und DHA wirken sich positiv auf Herzerkrankungen aus und hemmen Entzündungsfaktoren. Achtung, der Gehalt an EPA und DHA in verschiedenen Kapseln kann sich stark unterscheiden, zudem sollte darauf geachtet werden, dass immer Vitamin E als Antioxidans enthalten ist.

Vitamine

Durch die medikamentelle Therapie kann die Ausscheidung der wasserlöslichen B-Vitamine problematisch werden. Dies sollte über eine verstärkte Zufuhr ausgeglichen werden. Zusätzlich gilt Vitamin E als wichtiger Radikalfänger und ist eine unentbehrliche Therapieergänzung bei Herzerkrankungen.

Zudem sollte bei der Fütterung immer darauf geachtet werden, nur kleine Portionen zu füttern, da der stark gefüllte Magen sonst gegen das Zwerchfell drücken und das Herz so zusätzlich belasten kann.